Früher war es ein gezielter Angriff auf das Leben, auf die Zukunft von Menschen, Brunnen zu vergiften. Es gehörte zum Kriegsalltag.
Als ich heute Morgen meinen Fussboden wischte, so ganz am Boden der Realität angekommen, mit seinen Staubflusen und Flecken, die Zahncreme und kalkhaltiges Wasser hinterlassen, da wurde mir gewahr, wie wesentlich es ist, aufzuräumen und sauber zu machen, innen wie außen. Ich dachte über meine Mutter nach und meine Beziehung zu ihr und wie schwer es mir fällt, ihr Respekt zu erweisen und wie scheinbar leicht das für meine Kinder mir gegenüber ist ... und dann ist da mein Wissen um die Beziehungen wie sie sind und wirken: Meine Mutter, die mich geboren hat, der ich mein Leben verdanke und
allein "nur" dafür dankbar sein müsste. ... Reicht das nicht? Ist das nicht ausreichend, frage ich mich?!
Unser übertriebener Anspruch an uns selbst und ein Ursprung unsere Unversöhnlichkeit
Wo kommt dieser immense Anspruch her an ein Leben in Perfektion, alles richtig zu machen mit den eigenen Kindern, damit sie weder Beulen noch blaue Flecken davon tragen? Sind wir zu Überwachern
des Schicksals unserer Kinder geworden? Supermans and Supermoms? Wie viel Macht glauben wir denn zu haben? Erliegen wir einem Superheldenwahn? ...
Ich erinnere auch, dass dieses Dilemma eines ist, das viele meiner Klientinnen mit sich herum tragen, diese Unversöhnlichkeit mit der eigenen Mutter. Im Grunde, so resümiere ich, eine
Unversöhnlichkeit mit dem eigenen Schicksal. Was haben wir gemeinsam, wir Frauen, die wir so unversöhnlich mit unseren Müttern sind? ...
Wir alle waren einmal in Not geraten und schutzlos ausgeliefert. Wir alle haben uns in dieser Not von der Quelle entkoppelt, um zu überleben und nach unserem Überleben konnten wir den Zugang zu
ihr nie wieder herstellen. Der Zorn, der sich in uns einpflanzte als wir schutzlos waren, den versuchen wir heute loszuwerden. Wir versuchen unseren Müttern, wenn wir mit ihnen streiten, zu
sagen: 'Weil du nicht da warst und auf mich aufgepasst hast! Du hättest es wissen müssen, dass mir Böses geschah. Du, die du immer um mich wusstest und wusstest wie es mir geht. Doch
DAS Ungeheuerliche, was mir widerfahren ist, das hast du nicht bemerkt und ich ... ich hatte keine Worte dafür. Ich schäme mich und fühle mich schuldig und ich hatte Angst, du würdest mich
beschimpfen. Und nun beschimpfe ich stattdessen dich und mache dir Vorwürfe. Denn nun bin ich groß und kann mich wehren. Doch wieder hörst du nur meine Worte und nicht, was mein Herz spricht. Und
ich selber glaube meinen Worten und meinen Vorwürfen, denn das was ich eigentlich sagen will, das habe ich aus meinen Erinnerungen gelöscht. Ich habe es weggeschlossen. Niemand darf es wissen!
Niemals! Auch du nicht!' -
Aus Treue zum Unsagbaren die eigene Quelle beschmutzen
Doch diesem Schwur bleiben wir treu und tun stattdessen das Unsägliche: wir beschmutzen die Quelle, die uns speist. Denn durch unsere Mütter (Väter) und deren Mütter (Väter) und deren Mütter (Väter) und so weiter kommen wir her, direkt aus der EINEN QUELLE, dem Ursprung allen Seins. Und indem wir mit unserm Schicksal hadern und indem wir unsere Mütter (Väter) verachten, respektlos behandeln, verschmutzen wir die eigene Quelle. Wir können nicht gegen unsere Eltern kämpfen, ohne uns selbst dabei zu verletzen, denn wir sind unsere Eltern, ob wir das wollen oder nicht. Es kann uns erst wieder gut gehen, wenn es uns gelingt, unser Schicksal anzunehmen wie es ist. Alles andere ist der Versuch, die Vergangenheit zu korrigieren, um heute ein anderes Leben zu haben. Es ist uns nicht möglich. --- Während ich meine Gedanken schweifen lasse, erkenne ich plötzlich, dass ich im Grunde meine Mutter kopiere, denn so wie meine Mutter versucht, sich einen anderen Vater zu wünschen und dass das ihrem Leben einen anderen Verlauf gegeben hätte, so versuche ich, meine Mutter zu verändern, damit ich in Frieden sein kann. Doch ich kann den Krieg, den meine Mutter gegen ihren Vater kämpft, nicht in Frieden verwandeln, indem ich meine Mutter und ihr Sosein bekämpfe. Und nun wissend, dass ich im Grunde einen Kampf mit ihr weiter führe, den ich damals durchlitten und überlebt habe, ohne sie und ihr das im Grunde übel nehme und ihre damalige Abwesenheit in eine Anwesenheit korrigieren möchte, ... worum soll ich da heute noch mit ihr kämpfen? Es funktioniert nicht. Jede Anstrengung in diese Richtung beschwört noch mehr Unheil herauf als bereits entstanden ist. Unheil, das auf meinem Leben lastet und es unmöglich macht, dass ich wahrhaft und in der Tiefe glücklich bin.
Der Krieg unserer Ahnen damals und unser emotional-geistiger Selbstmord heute
Es macht im Angesicht dessen, dass Krieg über so viele Jahrhunderte als eine Möglichkeit der Konfliktbewältigung ergriffen wurde, Sinn, dass ich es ebenso tue, weil ich das so gelernt habe. Doch
nun, da die Menschheit sich im Bewusstsein schult, dass Gewalt als Konfliktlösungsmethode alles andere als Sinn greifend ist, stehe auch ich noch oft da und kenne
eigentlich keinen neuen Weg in (m)eine friedliche Zukunft. Ich bin mir zwar darüber im klaren, dass ich aufgegeben habe, andere zu bekämpfen, jedoch ganz am Anfang
stehe, mich selbst auch aus der Schusslinie zu nehmen oder noch besser: nicht mehr auf mich selbst zu schießen!
Der emotional-geistige Selbstmord rückt langsam aber sicher in mein Visier, denn mein Körper spricht bereits Bände in seinem angegriffenen Zustand, in dem er sich befindet! Mittlerweile verstehe ich Krankheit als ein Ausdruck WIE ich mit mir selbst umgehe. Deshalb ergreife ich nun mein Kranksein und meine Schmerzen als eine Möglichkeit, etwas Wesentliches über mich selbst zu erfahren und dahin umzukehren, wo ich eigentlich hin will. Wohin umkehren? Gute Frage: zu mir selbst natürlich und damit zu meiner Quelle.
Warum? - Weil die Quelle mich speist, weil sie meinen Lebensdurst stillt, weil sie allein meinen Hunger nach Leben stillen kann. Weil es nicht gesund ist gegen meinen
Ursprung
zu kämpfen und auch nicht gegen die "Kanäle", die mich mit ihm verbinden. Ein Kanal ist meine Mutter, sind meine Urmütter durch die ich ins Leben getragen worden bin. Solange ich
nicht begreife, dass keine Macht der Welt mich in dieses Leben ziehen konnte ohne meinen eigenen Impuls, dass kein Leben, auch nicht deines, ein Zufall ist, der mich hierher auf die
Erde geschleudert hat, werde ich keinen Frieden finden mit meinem Leben, mit meinem Schicksal und so mit mir selbst.
Mein Entschluss und (m)ein Herzensanliegen
Ich gehe jetzt ins Bad zurück und werde den Boden zu Ende wischen in Respekt für die Quelle aus der ich geboren wurde, in Respekt für meine Mutter, die ihr Leben für mich aufs Spiel gesetzt
hat als sie mit mir schwanger ging und mich geboren hat, die mich stillte und mir alle Liebe gab, derer sie habhaft werden konnte. In Respekt für ihr Schicksal und ihre Art, ihm zu begegnen. Sie
mag Frieden schließen mit ihrem Vater und ihrem Schicksal oder nicht, doch es darf mich nicht davon abhalten, mit mir selbst in Frieden zu kommen. Was gibt es für ein größeres Glück für eine
Mutter als dieses eine, ihr Kind glücklich zu sehen? Das weiß ich, seit ich eigene Kinder habe. Nachdem meine Mutter mit ihrem Wunsch, endlich von der Erde gehen zu können bei ihrer letzten OP,
wieder nicht bedacht wurde, warum sollte ich ihr nicht die Freude machen, dass sie mich endlich vollkommen glücklich erlebt ?! Vielleicht ist mein Ziel, das ich mir nach dem
Tod meines Vaters steckte, in Frieden mit meiner Mutter zu sein bevor sie stirbt, ein für mich nicht zu erreichendes, weil es bedeutete, dass auch meine Mutter in Frieden sein müsste. Sollte es
gar einfacher sein, einfach nur mit mir selbst und meinem Leben und meinem Schicksal in Frieden zu sein? ...
(M)ein neues und ein gutes Anliegen. Ein echtes Herzensanliegen - wie ich finde!
Einen gesegneten Sonntag wünsche ich dir.
Mögest du dein Herzensanliegen finden.
Susanne von 'Nana Mara'
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